Störche nisten auf Strommasten
Neue Nistplätze in Aichhalden und Waldmössingen

Was man in Portugal häufig sehen kann, das wird bei den hiesigen Störchen ebenfalls populär: der Nestbau auf Strommasten. Statt sich nur auf Kirchendächern oder Kirchtürmen, hohen Bäumen oder Gebäuden ein Plätzle zu suchen, hätten die Störche im Kreis Rottweil zunehmend Geschmack an Leitungsmasten gefunden, wie der ehrenamtliche Storchenbetreuer Hartmut Polet aus Sulz-Mühlheim beobachtet hat.
Kreis Rottweil. „Innerhalb der letzten Wochen haben Störche im Landkreis Rottweil drei Strommasten als Platz zum Nächtigen und Nestbau ausgesucht“, berichtet Polet.
In Waldmössingen hatte Polet nach einer Information durch eine Anwohnerin sich mit der Ortsverwaltung kurzgeschlossen. Schnell waren auch Spezialisten der Netze-BW vor Ort, um die Stromleitungen beim Nest zu isolieren. Das ist im Übrigen nicht nur gut für die Störche, sondern auch fürs Stromnetz. Ein Kurzschluss kann zu stundenlangem Stromausfall führen, wie Polet, selbst gelernter Starkstromelektriker, weiß.

Behörden informieren
Wer beobachtet, dass Störche beginnen, auf einem Strommast ein Nest zu bauen, sollte umgehend die Gemeinde oder die Naturschutzbehörde im Landratsamt informieren. „Oft kann dann der Nestbau noch verhindert werden“, weiß Polet.

Oder die Netzfachleute können die Leitungen noch rechtzeitig isolieren. Das sei in Waldmössingen innerhalb eines Tages erfolgt. Allerdings: „Die Arbeiten erfordern einen hohen Sicherheitsaufwand, da das Isolieren meist unter Spannung meist durchgeführt werden muss.“ So könne man die Netzabschaltung von Gewerbebetrieben und Privathaushalten verhindern.

In Aichhalden hat Polet vor einigen Tagen zwei Neubauversuche beobachtet: an einem Strommast am Trafohäuschen und auf einer Birke auf Friedhof in Aichhalden. Vor einer Woche war Polet nach Aichhalden gefahren, nachdem ihn ein Anwohner über die Nestbauversuche informiert hatte. Auch vom Aichhalder Bauhof war der Leiter hinzugekommen.
Vor Ort hätten sie beobachtet, dass auch auf einer Birke ein Storch ein Nest zu bauen versucht. Ob das funktioniert? Polet hat seine Zweifel, die Birke sei „kein sicherer Horst bei Sturmwetter“. Störche brüteten aber gerne auf Birken. Ob die Birke tatsächlich als Horstplatz benutzt wird, wolle er weiter beobachten.

Am Strommast bei der Trafostation habe man die Äste entfernt und einen Abweiser montiert. „Leider hält diese Maßnahme die Störche nicht davon ab, weiter den Strommast anzufliegen“, berichtet Polet. Um den Platz auf dem Strommast hätten sich zwei Störche gestritten.

Beim Strommast an der Trafostation werde noch geprüft, ob man einen größeren Abweiser anbringen muss, um einen Nestbau zu verhindern. Wenn die Fachleute von Netze-BW diese Arbeiten durchführen, müsse man einen Hubsteiger einsetzen. „Dazu ist auch eine Netzabschaltung der Leitung erforderlich.“
Nestbau geht weiter
Auch über die Osterfeiertage wurde von Anwohnern beobachtet, dass in Aichhalden die Störche den Mast weiter anfliegen. „Man kann keine Voraussage machen, was die Zwei planen“, erzählt er der NRWZ. Auch in Waldmössingen habe es lange gedauert, bis das Nest fertig war. Er werde weiter schauen und kontrollieren und erkunden, „was auf der Birke und dem Strommast läuft“. Er hoffe, dass Netze-BW am Mast bei der Isolierung oder den Abweisern noch nachbessern kann, falls es erforderlich würde.
Auch ihn Villingendorf gab es Meldungen, Störche würden sich auf einem Strommast häuslich niederlassen. Die Gemeinde und NetzeBW haben dies überprüft, aber keine entsprechenden Aktivitäten festgestellt, berichtet Polet.
Hartmut Polet ist viel unterwegs
Storchenbetreuer Polet kümmert sich seit Jahren um die zunehmende Zahl von Störchen im westlichen Teil des Landkreises. In einigen Ortschaften wie Waldmössingen übernehme die Kommune zumindest Polets Fahrtkosten. Ansonsten arbeitet der Storchenbetreuern komplett ehrenamtlich. Seine Ausrüstung fürs Beobachten hat Polet selbst finanziert, eine Unfallversicherung übernimmt der NABU.

Sein neuestes Projekt: Er möchte eine Facebookseite „Storchennester im Landkreis Rottweil“ starten, um Interessierte auf dem Laufenden halten zu können.
Info: Die Facebookseite findet man hier: https://www.facebook.com/groups/1873625540104267